mrt

es ist mal wieder samstagabend, ihr wisst was das bedeutet: bianca will partey machen! aber nein, ich lieg brav in meinem bett und warte auf die morgige chemo….was für ein leben!

meine nachbarin schaut fußball im fernsehen…und dadurch werde ich nur trauriger, ich kann es nicht mal ertragen, über aktuellen fußball zu reden. dann muss ich immer daran denken, wie klasse die zeit in meinem fußballteam früher war und dass ich wohl nie wieder spielen werden darf. ich vermisse den geruch nach gras, blut und spucke, das geschrei und gerangel, wenn der schiri nicht hinsieht. und natürlich das gefühl, ne geile parade hingelegt zu haben 🙂

naja, aber eigentlich spuken mir heute natürlich ganz andere sachen durch den kopf. es hat heute nachmittag dann endlich geklappt mit dem mrt. der transport war schnell und der mitarbeiter ganz nett. er schien nur etwas aufgeregt, mich live und in person vor sich zu haben („wow, entschuldigen sie, aber: ich hab ihre mrt-bilder gesehen, ist ja echt ein riesenvieh, dieser tumor, krass! sowas hab ich ja noch nie vorher gesehen!“). danke, danke, autogramme gibts später.

und jetzt heißt es warten. ist der tumor kleiner geworden, hat sich nichts verändert oder…nein, an die andere möglichkeit denke ich einfach mal nicht! ehrlich gesagt kann ich meine gefühle momentan schlecht beschreiben, es ist als würde ein kleines männchen in meinem kopf auf- und abhopsen (hallo, wahnvorstellungen!). mal bin ich ganz ruhig, mal schaffe ich es, alles einfach zu verdrängen und manchmal lieg ich da und will losschreien und heulen. ich hasse es, untätig dazuliegen und zu warten, aber daran musste ich mich ja in den letzten monaten schon gewöhnen… und immer wieder bohrt sich diese fiese kleine frage in mein bewusstsein: was ist, wenn nicht? wenn dieses scheißding nicht kleiner geworden ist? tja, da ist sie wieder, diese angst, schleicht sich hinterrücks an und greift nach einem…manchmal möchte ich einfach aus meinem körper springen und schreien, bis die welt aufhört sich zu drehen und anhält. hallo, ich will aussteigen! aber die welt hört nicht auf mich. ich weiß, ich muss stark sein und weitermachen, ich darf nicht an die bevorstehende therapie denken, sondern an alles, was ich schon geschafft habe…aber das ist einfach so verdammt schwer! ständig sagen mir die leute „wow, guck, was du schon alles geschafft hast!“ versteht denn keiner, was das alles nur für minischritte für mich sind? eine kaffeebohne auf ner 100-meter-sprint-strecke, wenn ihr so wollt. ich habe alles aus meinem körper rausgeholt, ich bin bis auf das bein fit und kann sitzen, was wohl kaum einer so schnell gedacht hätte, aber jetzt habe ich meine physischen grenzen erreicht. grenzen sind normalerweise zum überschreiten da, aber jetzt gibts nichts weiter als rumliegen und aushalten! und dabei haben die meisten menschen mich erst im guten zustand erlebt. bis auf meine familie und meinen freund können andere glaube ich nur vermuten, wie scheiße es mir am anfang ging. ich lag da wie eine halbtote, gebeutelt von der diagnose und den medikamenten. zu spitzenzeiten musste ich zusätzlich zu meinen fest angesetzten schmerzmitteln noch regelmäßig dipidolor und morphin bekommen…hab ich natürlich alles mal wieder nicht vertragen. und die ersten chemos…das härteste, was ich bis jetzt in meinem leben durchmachen musste. manchmal lag ich einfach nur da, und nach dem 5. tag rumkotzen hat sich die hämische stimme wieder in meinem kopf gemeldet. „na, sterben wär wohl doch ne option, was? oder willst du die scheiße hier echt noch weitermachen?“ zum glück bin ich stur und hör nicht auf die stimmen in meinem kopf. so gesehen habe ich wirklich schon einiges geschafft, aber puh, langsam geht einem die puste aus…aber ich erinner mich einfach jeden tag hier daran, wer ich eigentlich bin und wer ich mal wieder sein werde! bevor ich schon wieder trübsinnig werde, beende ich den blog mal lieber für heute.

also, wir dürfen gespannt sein, ob sich die letzten 2 zyklen gelohnt haben. ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn nicht.

6 Kommentare »

  1. Skapiratin Said:

    Ich hab einfach jetzt übelst Pipi in den Augen. Ich denke jeden Tag an dich. Ich hoffe, dass diese blöde Stimme nie die Oberhand gewinnt. Ich bewundere dich wirklich für diese Stärke! Mach weiter so! Bleib Stark.

    Wir drücken dich aus der Ferne und hoffen das Beste!

    Ganz liebe Grüße Meike+Familie

  2. ein anonymer TCler Said:

    diese Stimme kenn ich auch. Und irgendwie kommt es mir jetzt so lächerlich vor. Mein riesiger Tumor (kindskopfgross, Autogramme undso. kenne ich auch) ist aus mir raus. Es weiss zwar bis heute noch keiner was das nun überhaupt genau war aber er ist raus. Leider hast du wohl nicht so ein verdammtes Glück wie ich. :-/

    Eigentlich trau ich mich garnicht diesen Comment abzuschicken.
    Meine Probleme wirken für mich in solchen Momenten so lächerlich.

    Naja, die Durchhalteparolen erspare ich mir.
    Ich werd ab jetzt hier einfach mitlesen.
    ich schliess mich aber dem Bleib stark! an (eine musste sein)

  3. Mike Said:

    ich drück dir ganz fest die Daumen das du die Krankheit überstehst und irgendwann vielleicht doch wieder gegen den Ball treten kannst. Dein Blog hat mich wirklich zum weinen gebracht und mir bewusst gemacht, wie schnell es im Leben eine Wende geben kann. Es ist bewundernswert wie stark du damit umgehst.

    Ich wünsch dir alles gute auf deinem weiteren Weg.

  4. Ninemaus Said:

    hey,
    deine freundin hat mich bzw uns im tc auf deinen blog aufmerksam gemacht und als angehende krankenschwester hab ich mir das mal durchgelesen…
    ich finde es bemerkenswert das du immernoch mit soviel humor an die sache gehst, aber ich denke, was anderes wird dir da nich übrig bleiben..
    mich würde interessieren in welchem krankenhaus du zz liegst?
    ich werde deinen blog weiterhin verfolgen und wünsch dir natürlich viel kraft für die weitere zeit *daumen drück* hau rein und ich hoff du wirst wieder so wie vorher 🙂
    lg, nine

  5. Gravitati~on Said:

    Liebe Unbekannte. Es ist paradox, gerade weil du so verdammt gut schreibst, fallen Kommentare so schwer. Die Alltäglichkeit geht mit der Zeit oberflächlich um und das möchte man hier gern vermeiden. Ich selber bin zwar Älter als Alt, dennoch lässt sich aus deinen Sätzen vernehmen, das Du im Umgang mit dem Schicksal Erwachsener bist, als wir Unbeschwerten. In jedem Satz den Du schreibst, verbergen sich tausende Aufschreie nach Normalität. Die Normalität des Einfachen, was so kostbar wurde. Und es gelingt dir auf so wunderbarer Weise das Unbeschreibliche zu vermitteln, wodurch unsere Schwächen bewusster werden.
    Als dankbarer Leser nehme die allerbesten Wünsche entgegen, dass Deine innere Wut mächtiger sei, als dieser unmenschliche Feind. Denn es ist so, das der Körper nur dann seine innere Apotheke öffnet, wenn man sich zu ihm bekennt. Und mit Deinem Blog erfindest du Medizin und Waffe. Um sie zu führen braucht man Stärke und Zuversicht. Die Gabe sind wir Dir schuldig. In den Kommentaren steckt die Energie. Dafür opfere ich gern ein wenig Lebenszeit.

    ***SkaPiratin habe ich durch unser Flickr-Treffen kennengelernt und wurde so auf dich aufmerksam. Ein Energiebündel und auf jeden Fall eine tolle Freundin.

  6. Kerstin Brandt Said:

    Hallo Geburtstagskind, meinen allerherzlichsten Glückwunsch zum 20. Geburtstag. Alles, alles Liebe und Gute und vor Allem, dass du… -egal wann…- wieder fest auf eigenen Beinen stehen kannst und dein Leben wieder so wird, wie du es dir wünschst.
    Habe dein “ Tagebuch“ gelesen und deine Bilder gesehen. in deinen Bildern sieht man sehr gut, wie du dich fühlen musst.
    Dagegen sind meine so -Friede, Freude, Eierkuchen..-
    Würde dir gern mal mein Letztes schicken, weiß aber nicht, ob ich das (technisch) hinkriege. Ich versuche es mal.
    Heute rufe ich dich nicht an, denn du wirst bestimmt ständig Anrufe bekommen und dann nervt das bestimmt mit der Zeit.
    Auf jeden Fall wünsche ich dir heute einen super schönen Tag und lass dich verwöhnen. Liebe Grüße Kerstin


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