Archive for November, 2013

Gute Laune

Hallo ihr Lieben,

da sich im letzten Monat wieder einiges bei mir getan hat, melde ich mich mal wieder aus der Versenkung.

 

Die wichtigste Veränderung (und ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt wirklich sagen kann): ich habe mich langsam an Wien gewöhnt! Das erste Jahr war furchtbar, im Wohnheim habe ich mich ziemlich einsam gefühlt. An der Uni war es auch nicht besser, die Vorlesungen sind sehr groß und anonym gehalten, man fühlt sich nicht so sehr als Student, sondern eher als bloße Matrikelnummer. Und kein einziger Punker, weit und breit! Die Stadt Wien an sich ist jetzt auch nicht so mein Liebling (ich habe noch nicht ganz verstanden, warum man Beleidigungen und schlechte Laune hier als Humor auffasst). Einzig die multikulturelle Atmosphäre in Wien hat mich doch etwas angezogen.

 

Also bin ich dann am Ende fast jedes Wochenende nach Dresden gedüst, war ja immer irgendwas, eine Familienfeier oder eine besonders tolle Party oder andere wichtige gesellschaftliche Verpflichtungen 😀 …

 

Vor 4 Wochen bin ich dann aus dem Studentenwohnheim ausgezogen, in ein kleines semi-kommunistisches Wohnprojekt. Ok, das klingt jetzt ein bisschen hochgestochen. Im Grunde genommen sind wir eine WG mit einer Grundbesetzung von 7 Mitgliedern, zusätzlich sind immer mal wieder Leute zu Besuch bei uns. Im Prinzip teilen wir uns alles (bis auf die Zahnbürsten, da ist dann bei mir auch Schluss :D), also Essen, Bücher, Hausarbeit und das alles. Es gibt 2 Schlafräume für alle, ein Arbeitszimmer, ein Wohnzimmer und so weiter. Anfangs hatte ich ziemliche Bedenken, ob ich meine Privatsphäre einfach so aufgeben kann, aber überraschenderweise stört es mich (noch) nicht. Meine Mitbewohner sind auch total nett und lieb. Und vor allem politisch korrekt! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das für mich bedeutet. Sonst bin ich ja immer diejenige, die allen in den Ohren liegt, mal ein bisschen mehr Wert auf Respekt im Umgang mit anderen Menschen zu legen, und Stereotype auch mal zu hinterfragen. Und hier ist das etwas ganz Selbstverständliches. Ich muss hier gar nicht mehr jeden Tag wütend werden 😀 Ihr werdet sehen, ich werde noch als vollkommen gelassener Mensch aus dieser Zeit herausgehen (ruhiger und seriöser zu werden ist ja sowieso noch so ein Langzeitziel von mir…)

 

Auf jeden Fall hat mir dieser Umzug sehr gut getan. Vorher, in den einsamen Momenten in meinem dunklen Wohnheimszimmer, hatte ich oft Flashbacks und Albträume, konnte mich nicht konzentrieren. Jetzt, wenn ich ständig Leute und Chaos um mich herum habe, fühle ich mich wieder wohl. Es ist irgendwie seltsam – wenn ich ganz alleine bin, fühle ich mich manchmal nicht lebendig. Als ob das Leben erst beginnen würde, wenn ich mit Freunden oder meiner Familie zusammen bin. Ist vielleicht nicht besonders gesund, dieses Gefühl, aber vorerst gebe ich mich damit zufrieden, der Einsamkeit entkommen und richtig gut drauf zu sein.

 

Trotzdem habe ich mal wieder gemerkt, wie wichtig es ist, dass ich auf mich aufpasse und gut zu mir selbst bin. Die letzten Wochen habe ich wieder sehr viel gelernt und intensiv studiert. Eigentlich weiß ich ja, dass ich genug Pausen zwischendurch machen muss, um auch mal abzuschalten. Aber dann denke ich mir immer wieder, „Nein, du bist grad so schön im Thema, und jetzt wird’s doch erst spannend“. Wenn ich dann zuviel gelernt habe, werde ich irgendwie immer etwas wunderlich 🙂 Sprich ich bin dann schusselig, vergesse wichtige Dinge oder bin manchmal etwas verwirrt vom Alltag… Spätestens dann weiß ich ja eigentlich, dass ich auf die Bremse treten muss. Und trotzdem mache ich dann so schlaue Dinge, wie mir Dokumentationen über Krebs anzusehen, obwohl ich doch weiß, dass ich in solchen Momenten angreifbarer bin. Tja, und dann bin ich innerlich plötzlich so rastlos und unruhig, dass an Lernen gar nicht mehr zu denken ist. Letzte Woche war wieder so ein Fall, und hinterher hätte ich mich selbst ohrfeigen können, dass ich nicht besser aufgepasst habe. Aber in manchen Momenten ziehen mich solche Sachen, von denen ich weiß dass sie mir momentan nicht gut tun, einfach magisch an.

 

Um wieder runterzukommen, habe ich das einzig Vernünftige getan: ich bin nach Dresden auf das Konzert einer meiner Lieblingspunkbands gefahren. Und das hat mir echt verdammt gut getan. Wenn man dann in der pogenden Menge steht und alles Schlechte dieser Welt aus sich herausschreien kann, und man spürt einfach nur wie die Energie auf einen überspringt… diese Momente gehören immer noch zu den schönsten meines Lebens. Einfach nur das Hier und Jetzt spüren, und nichts anderes zählt.

 

Auch danach fühle ich mich gut,befreit und irgendwie gereinigt. Also immer noch die beste Methode für mich, sich von negativen Gefühlen zu befreien 🙂 Diese gute Stimmung hält meist Tage oder gar Wochen an, und dann habe ich wieder das Gefühl, alles meistern zu können, was ich mir vorgenommen habe.

 

Und für alle, die mal gern richtig guten Punkrock hören möchten, hier noch ein kleiner Liedtipp 🙂 (mein absolutes Lieblingslied ist zwar Strassenkampf, aber das ist für diesen Rahmen dann vielleicht doch nicht so geeignet :D):

 

So, und nachdem ich mich jetzt wieder richtig gut und aufgekratzt fühle, kann ich mich ja auch wieder meinen Büchern widmen… 🙂