Und mal wieder ist ein Monat vergangen, bevor ich den versprochenen Eintrag über den Cancer Survivors Day in Berlin gemacht habe 😀 Obwohl ich Ferien hatte, war alles schon wieder so (positiv) stressig in meinem Leben, aber im Moment arbeite ich streng daran, alles ein wenig besser zu ordnen, um nicht mehr so in Stress auszuarten!
Also, zu den zwei Tagen in Berlin: es war schon ziemlich interessant. Meine beste Mama und ich sind gemeinsam hingefahren und haben dort Alex und Patrick aus dem Jung.Schön.Krebs-Buch getroffen. Wir haben Alex‘ und meinen „Juhu-ich-lebe-noch“-Tag und unseren Auftritt auf der Bühne am Vormittag gefeiert. An dem Projekt haben viele engagierte Menschen mitgearbeitet, leider habe ich in dem ganzen Trubel nicht wirklich Zeit gehabt, mich mit vielen zu unterhalten, und auch von den anderen Betroffenen habe ich nicht soviel mitbekommen können, wie ich gerne wollte. Es war ja die erste Veranstaltung dieser Art, die die Deutsche Krebsgesellschaft da auf die Beine gestellt hatte, um das Leben nach dem Krebs als Thema an die Öffentlichkeit zu bringen, weswegen es auch noch Raum zu Verbesserungen gegeben hätte. Aber ich bin froh, dass es eine Initiative wie diese gibt! Krebs wird ja häufig mit Elend und Tod in Verbindung gebracht, und auch wenn diese Assoziationen durchaus ihre Berechtigungen haben, ist es heute noch lange kein Todesurteil mehr. Immer mehr Menschen beginnen, mit und nach dem Krebs zu leben und versuchen, sich den Alltag wieder Stück für Stück zurück zu erkämpfen (wenn ihr meinen Blog bisher gelesen habt, habt ihr ja auch ein Gespür dafür bekommen, wie sich das anfühlen kann…). Zurück zur Veranstaltung: Am Abend gab es dann noch ein Gala-Dinner, so richtig mit Herausputzen und so. Ich war ja schon mega-gespannt wie so etwas abläuft (und ganz verzweifelt, weil sich in meinem Kleiderschrank trotz Bemühungen zur seriösen Identität irgendwie nur zerfetzte Punk-Klamotten befanden?!). Es war dann schon sehr bemerkenswert. Auf der Bühne hat der Modearator Herr Pregizer sich dann wieder alle Mühe gegeben, das Thema und Feeling rüberzubringen (wirklich, der Mann hat sich unermüdlich den ganzen Tag dafür eingesetzt und alles mit soviel Herz rübergebracht!), und auch die Berichte von Betroffenen und die „Du bist kostbar“-Aktion haben wieder sehr viel dazubeigetragen, das ganze lebendig zu gestalten. Trotzdem gab es auch öfters Momente, an denen ich kurz zusammenzucken musste. Wenn sich die Geldgeber oder andere wichtige Leute am Nebentisch beispielsweise sagenhaft respektlos verhalten haben oder Personen, die selbst keine Erfahrung mit dem Thema Krebs hatten, Betroffenen Weisheiten zum positiven Denken aufdrücken wollten (ihr wisst ja, wie allergisch ich auf so etwas reagieren kann…). Im Endeffekt ging es natürlich eher darum, hochrangigen Unterstützern dieser Aktion ein hübsches Ergebnis präsentieren zu können, aber es hatte ab und zu schon einen schalen Beigeschmack. Ich bin dann also mit ziemlich gemischten Gefühlen herausgegangen, trotzdem bin ich schon gespannt, wie der Cancer Survivors Day 2016 gestaltet werden soll – ich glaube diese Aktion hat viel Potenzial! Es war auf jeden Fall mal ganz lehrreich, so etwas hautnah mit zu erleben. Hier noch ein Bild von uns, wie fancy wir ausgesehen haben:
Eine Woche später musste ich schon wieder zur Nachsorge, und ich bin ziemlich stolz auf mich, dass ich vorher wirklich so ruhig bleiben konnte. Diesmal keine größere Panikattacke oder endloses Rumgewälze im Bett, ich bin fast schon entspannt ins Krankenhaus spaziert. Weil mir in den letzten Wochen oft schwindlig gewesen ist, lassen die Ärzte jetzt sicherheitshalber mal mein Herz checken (mir wurde übrigens gesagt, dass ich das eigentlich hätte jedes Jahr machen sollen – juhu, wieder etwas, was man mir selbst nach Nachfragen nicht erzählt hatte). Sie glauben jedoch erst mal, dass es nichts Ernstes ist, sondern eher dieses typische Unwohlsein dass öfters mal bei jungen Frauen vorkommt. Außerdem haben sie mir nochmal ans Herz gelegt, alles etwas ruhiger angehen zu lassen und mich und meinen Körper mehr zu schonen. Urgh, habe ich zwar nicht so gerne gehört, aber ich versuche mich zu bessern. Das letzte Semester war wirklich ganz schön anstrengend und ich versuche, eine bessere Balance zwischen Arbeit und Ausruhen zu finden – auch wenn es schwierig wird, statt dem Ausgehen nach einem harten Uni-Tag doch einen Couch-Abend einlegen zu müssen (irgendwann muss ich ja auch an die Psycho-Hygiene denken, feiern ist gut für den Geist 😀 ). Aber mein Körper hat da erst mal Vorrang und ich arbeite an mir ^^ Es ist nur so, dass ich selbst in meinen Ferien nicht so häufig zur Ruhe komme. Soviele Leute die ich besuchen mag, soviele Bücher zu lesen, soviele Hobbies zu pflegen – da bleibt nicht so viel Zeit für’s Rumgammeln (wow, und das obwohl ich Student bin ohne große Verpflichtungen – wie soll das erst werden, wenn ich erwachsen werde :D). Letzte Woche zum Beispiel war ja wieder Leipziger Buchmesse, und ich hab mich schon Wochen vorher drauf gefreut wie ein kleines (Tofu)Schnitzel. Ja, ich bin eine dieser Nerds, die da verkleidet im Kostüm des Lieblings-Charakters hingehen 😀 Ich war alle 4 Tage von morgens bis abends dort, und habe jede einzelne Sekunde genossen. Donnerstags waren Barbara Stäcker (eine der Autorinnen des Jung.Schön.Krebs-Buches und Gründungsmitglied von Recover your smile) und meine Freundin Luise dort und haben an einer Gesprächsrunde über junge Erwachsene mit Krebs teilgenommen – war natürlich ein absolutes Muss für mich. Die beiden haben, zusammen mit anderen Experten, die Veranstaltung natürlich wieder ganz seriös gerockt und mein Make-up wäre beinahe durch die Tränchen der Rührung verschmiert worden (haha, was bin ich nur für eine Tussi geworden). Ich habe das komplette Wochenende bei Luise hausen dürfen – anders kann man das gar nicht ausdrücken, so wie meine Freundin Rina und ich die Bude da mit unseren Cosplay-Kostümen blockiert hatten 😀 – und konnte abends immer wieder zu ihr und ihren Freunden nach Hause zurückkehren, was irgendwie ein schönes Gefühl war! Habe Benni von Cancelling Cancer kennengelernt (ich warte immer noch auf meinen Klingelton, Benni xD) und auch sonst viel Spaß gehabt. Über die Buchmesse an sich werd ich jetzt nicht soviel schreiben – das würde in einen mehrseitigen Aufsatz ausarten. Nur soviel: mein kleines Nerd-Fangirl-Herz wurde für die nächsten Wochen befriedigt und ich habe schon wieder Lust, am nächsten Kostüm zu nähen! Ich kam sogar dazu, endlich mein Lolita-Kleid zu tragen. Grob gesagt ist Lolita ein Modestil aus Japan, der sehr verspielt und mädchenhaft ist (eigentlich ist es sehr komplex und vielschichtig, aber ich nehme an, das interessiert euch jetzt eh nicht so brennend 😀 ) – war also mal komplett ungewohnt für mich alte zerrupfte Punkerin, so auszusehen, hat aber großen Spaß gemacht und war sicherlich nicht das letzte Mal. Ja, ich bin gerade in einer Phase, in der ich viele Sachen ausprobiere 😀
Die Ferien haben sich also mal wieder absolut gelohnt und jetzt sitze ich schon wieder in Wien und starte in das nächste Semester – diesmal hoffentlich stressfreier 😀